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Leseprobe 2 DOI: 10.14623/thq.2022.1.51–63
Matthias Gronover
Muße – ein religionspädagogisches Desiderat
1. Einleitung

„Tätigkeiten in Muße sind […] solche, bei denen Zeit keine Rolle spielt.“ (Günter Figal, Zeit der Arbeit – Raum der Muße, in: Lebendige Seelsorge 71 (2020) 1,2–8,4.) Muße ist eine Tür zur Erfahrung eines Tuns ohne Zweckrationalität, frei von Zwängen und hin zur Selbstverwirklichung. Wenn der (katholische) Religionsunterricht zu einem gelingenden Leben beitragen soll, könnte Muße für die Zielbestimmungen religiöser Bildung in der Schule hilfreich sein. Bislang fehlen religionspädagogische Reflexionen zur Muße, in den Bildungsplänen finden sich allenfalls Platzhalter dieses Begriffs.

Das mag nicht nur an Schwierigkeiten des Begriffs, sondern des Sujets insgesamt liegen. Denn Muße lässt sich nur in innerhalb von Paradoxien verstehen. Mußestunden werden in der Regel als erfüllende und erfüllte Zeit verstanden, in der man Dingen nachgehen kann, die einen Zweck in sich haben und nicht funktional bestimmt sind. Dennoch kann auch Muße verstörend empfunden werden, dann nämlich, wenn verordnete Zeiten der Selbstfindung in ihr Gegenteil umschlagen und krank machen, also für „Formen der Faulheit, des Lebensüberdrusses, der Langeweile oder auch für das, was wir heute als ,klinische Depression‘ bezeichnen würden“ steht. Damit wird es aber schwierig, eine Passung von Muße mit den Handlungsroutinen der Schule herzustellen. Anders ausgedrückt: Aus religionspädagogischer Perspektive wird Muße praxeologisch vor dem Hintergrund von Bildungsplänen, schulischer Rhythmen und religiöser Vielfalt in der Klasse wahrgenommen und theologisch vor dem Hintergrund von Subjektorientierung und religiöser Bildung. Diese Pole lassen sich nicht bruchlos ineinander führen. Der Beitrag, den Muße für die Reflexion religiöser Bildung in der Schule leisten kann, liegt dann gerade darin, sowohl praxeologisch relevant zu sein als auch theologisch Desiderate aufzudecken, ohne die Differenz zwischen beiden aufzulösen. Muße ist so verstanden ein uneingelöster Scheck, den man gleichwohl in der Hand hält. Müßiggang (lat. otiositas) ist deswegen nicht einfach eine ins Praktische übersetzte Vorstellung von Muße (lat. otium); Müßiggang ist eine Art von Weltflucht, weil in ihm funktionale und meritokratische Erwartungen negiert werden. Die alten Kreuz- und Wandelgänge (Ambulatorien) der Klöster sind Zeugnisse des Müßiggangs, insofern diese Wege nicht zuerst dazu angelegt waren und sind, Orte zu verbinden, sondern zum zweckfreien Gehen einladen (lat. ambio, was man mit „ich gehe herum“ oder „ich umgehe [einen Ort, Zweck etc.]“ übersetzen kann). Im Müßiggang kann sich Muße und darin Erfüllung manifestieren; genauso kann Müßiggang allerdings schlicht Tätigkeiten bezeichnen, durch die sich Menschen Erwartungen anderer entziehen. Während also Muße immer subjektiv empfundene Qualitäten wie Zweckfreiheit und Zeitlosigkeit einschließt, meint Müßiggang ein Tun, das sich zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort ereignet und das, je nach Perspektive, auch überflüssig sein kann.

Exemplarisch kann dies am Feld der berufsorientierten Religionspädagogik gezeigt werden, die die Subjekte religiöser Bildung in ihren Entwicklungsaufgaben zwischen Beruf und Alltag, Arbeit und Freizeit sowie der Herausbildung von Eigenständigkeit in den lebensweltlichen Bezügen und den damit gegebenen „Statusinkonsistenzen“ wahrnimmt. Während die Theologie der Arbeit (2.1) noch vergleichsweise gute Bezüge zur Muße aufzeigt (2.2), zeigt die Abhängigkeit der Muße von Zeitstrukturen (2.3) schon die Probleme an, die sich mit Blick auf religiöse Bildung in der Schule ergeben. Diese kann Muße nicht inszenieren, kennt aber dennoch den Kairos des gelungenen Unterrichtsgeschehens (2.4). Vor diesem Hintergrund kann Muße im Sinne eines „religionspädagogischen Moments“ als ephemeres Ereignis beschrieben werden (3.), das Zeitstrukturen (3.1) und Präsenz dekonstruiert (3.2). [...]


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