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Editorial DOI: 10.14623/thq.2020.1.1–2
Wilfried Eisele
Nachdem 1817 die Katholisch-Theologische Fakultät von Ellwangen nach Tübingen verlegt worden war, erschien da 1819 das erste Heft der Theologischen Quartalschrift. So kommt es, dass die katholische Theologie in Tübingen zwei Jahre nach ihrem Fakultätsjubiläum1 schon wieder ein Jubiläum feiern kann: 200 Jahre Theologische Quartalschrift. Rein rechnerisch hätte der 200. Jahrgang schon 2018 erscheinen müssen. Die beiden Weltkriege haben es jedoch mit sich gebracht, dass „wegen der durch den Krieg hervorgerufenen Druckschwierigkeiten der 99. Jahrgang und Band auf die Jahre 1917 und 1918 verteilt werden mußte“2 und 1945 ein Jahrgang ausgefallen ist. Infolgedessen kommt der 200. Jahrgang erst im laufenden Jahr 2020 heraus.

Die Theologische Quartalschrift ist „die älteste noch bestehende theologische Zeitschrift in Deutschland“3. Das allein gibt Anlass zu Freude und Dankbarkeit. Seit 200 Jahren wird die Zeitschrift als Aushängeschild der Tübinger katholischen Theologie wahrgenommen, manchmal von außen mehr als von denen, die in Tübingen selbst als Lehrende und Studierende Theologie miteinander treiben. Diese Tradition verpflichtet und regt das Denken bis heute an. Sie kann aber auch zum Traditionalismus verkommen, der den Blick für die heutigen Herausforderungen der Theologie verstellt. Jubiläen sind daher eine gefährliche Sache. Im persönlichen Leben weiß man: Je häufiger sie vorkommen, desto näher steht der eigene Tod bevor. Es war deshalb der einmütige Wunsch der Herausgeberinnen und Herausgeber, das Jubiläum unserer Zeitschrift nicht der rückwärtsgewandten Nabelschau zu widmen. Wir wollten „nicht wiederum die bekannten Klischees hervorholen und Weihrauch nur den alten Penaten streuen“4, wie es schon Josef Rief und Max Seckler zum 150. Jubiläum treffend formulierten.

Stattdessen soll „eine Orientierung über Ergebnisse und Richtungen des zeitgenössischen theologischen Denkens und Forschens geboten und eine Überschau über den Stand wichtigster Fragen und Probleme ermöglicht werden, welche die Theologie heute beschäftigen“5. Eine solche Orientierung, wie sie in den „Fragen der Theologie heute“ am Vorabend des Zweiten Vatikanischen Konzils schon einmal von einem illustren Kollegenkreis versucht worden ist, scheint heute mehr denn je notwendig. Denn das weite Feld der Theologie ist mittlerweile noch viel unübersichtlicher geworden, ebenso wie die Welt, in der sie sich bewegt und zu der sie sich verhält. Es kann hier also noch weniger als damals um eine umfassende Synthese gehen, sondern lediglich darum, hilfreiche Schneisen durch das Dickicht der Forschung schlagen, um der Leserschaft zum Jubiläum nützliche Durchblicke zu gewähren und gangbare Denkwege aufzuzeigen. Dabei sind die vier Hefte dieses Jahres nacheinander der biblischen, der historischen, der systematischen und der praktischen Theologie gewidmet.

Im vorliegenden Heft macht die biblische Theologie den Anfang. Herbert Niehr beschreibt an drei Fallbeispielen neuere Entwicklungen in der Erforschung der Geschichte Israels. Diese betreffen die – entgegen der biblischen Darstellung – weitaus größere Bedeutung des Nordreichs Israel gegenüber dem Südreich Juda, die Lebensverhältnisse der Judäer im Babylonischen Exil sowie das Verhältnis von Juda und Samaria mit ihren jeweiligen JHWH-Heiligtümern nach dem Exil. Walter Groß skizziert den Forschungsstand in Fragen der hebräischen Syntax, vor allem im Blick auf den Zeitbezug der finiten Verben oder – umfassender formuliert – hinsichtlich des Systems der Verbfunktionen im Hebräischen. Er kommt zu dem Ergebnis, dass eine zusammenfassende Darstellung der hebräischen Syntax, so sehr sie auch für die Exegese der alttestamentlichen Texte benötigt würde, aufgrund weithin fehlender Detailuntersuchungen noch in weiter Ferne liegt. Stefan Eckhard identifiziert an drei Beispielen wichtige Trends der neutestamentlichen Wissenschaft. Diese betreffen die Forschung zur Logienquelle Q, die in der kritischen Edition des Q-Textes durch ein internationales Forscherteam ihren vorläufigen Höhepunkt fand, sodann die „neue Paulusperspektive“, die den Völkerapostel viel stärker als Vertreter des antiken Judentums versteht, sowie die Thesen Matthias Klinghardts bezüglich der synoptischen Frage sowie ihrer Wechselbeziehung zur Markionforschung. Michael Theobald lässt sich von Leonardo Boffs Konzept der „Ekklesiogenese“ inspirieren, um Erkenntnisse der sozialgeschichtlichen Exegese theologisch für die Frage nach der Entstehung der kirchlichen Ämter fruchtbar zu machen. Dabei kommt es ihm auf eine gegenwartsbezogene theologische Hermeneutik an, in der die biblische Exegese eine kritische Funktion übernimmt. Das kritische Forum von Peter Hünermann schließt nahtlos daran an. Er bringt die Schlussansprache des Papstes auf der Amazonas-Synode in Rom in ein kritisches Gespräch mit den Statuten des eben erst begonnenen synodalen Weges der katholischen Kirche in Deutschland.

Schon das erste Heft des Jubiläumsjahrgangs macht deutlich, wie breit gefächert die Theologie in ihren verschiedenen Disziplinen heutzutage arbeitet. Man könnte schon im Bereich der biblischen Theologie eine Vielzahl weiterer Forschungsfelder nennen, an denen hier wortlos vorübergegangen werden musste. Das heißt aber keineswegs, dass es dort nichts zu entdecken gäbe. Das Wenige mag aber einen Eindruck vermitteln von dem, was auf dem Spiel steht, und Lust machen auf weitere Entdeckungen!

Anmerkungen

1 | Vgl. die Dokumentation der Jubiläumsveranstaltungen in ThQ 198 (2018), 1–132.
2 | So die Redaktion im Vorwort von ThQ 100 (1919), 1, Anm. 1.
3 | Theologische Quartalschrift (ThQ), in: OpenDigi @ Universitätsbibliothek Tübingen, <http://idb.ub.uni-tuebingen.de/digitue/theo/thq> (abgerufen am 24.01.2020).
4 | Josef Rief/Max Seckler, Zum Weg der Theologischen Quartalschrift, ThQ 150 (1970), 5–23, hier 6.
5 | Johannes Feiner/Josef Trütsch/Franz Böckle, Vorwort, in: Dies. (Hg.), Fragen der Theologie heute, Einsiedeln u. a. 1957, 7–8, hier 8.

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