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Editorial DOI: 10.14623/thq.2023.1.2–3
Franz-Josef Bormann
Der russische Angriffskrieg auf den souveränen Staat der Ukraine, der mit der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim bereits 2014 einen ersten Höhepunkt erreichte, wurde in Deutschland ebenso wie in großen Teilen Westeuropas lange Zeit weitgehend verdrängt. Erst die dramatischen Ereignisse im Gefolge der großangelegten russischen Invasion am 24. Februar 2022 und die damit einhergehenden massiven Angriffe auf die ukrainische Zivilbevölkerung – nicht zuletzt in Gestalt der grausamen Kriegsverbrechen in Butscha und Mariupol – haben in weiten Teilen der deutschen Bevölkerung ein Umdenken bewirkt. Zwar steht ein so komplexes Geschehen wie dieser noch immer andauernde Krieg mitten in Europa mit seinen weitreichenden Konsequenzen für nahezu alle Handlungsfelder zwangsläufig im Schnittpunkt verschiedener politik-, wirtschafts- und rechtswissenschaftlicher Debatten, doch soll in den hier versammelten Beiträgen eher eine ethische Einordnung versucht und nach den ökumenischen Implikationen dieses Krieges gefragt werden.

In diesem Sinne geht Heinz-Gerhard Justenhoven, Direktor des Hamburger Instituts für Theologie und Frieden, zunächst den Ursachen des Krieges nach, die er im Freiheitskampf der ukrainischen Gesellschaft verortet, der eine existenzielle Gefahr für das autokratische Regime Russlands darstellt. Auf dieser Grundlage lotet er sodann die Grenzen des Widerstandsrechts der Ukraine gegen die russische Aggression aus, indem er einerseits die völkerrechtlichen Bedingungen und andererseits die friedensethischen Kriterien (insbesondere die Angemessenheit der eingesetzten Mittel und deren Erfolgsaussicht) legitimer Selbstverteidigung reflektiert.

Mein eigener Beitrag behandelt die Frage, ob und inwieweit die von Bundeskanzler Scholz ausgerufene ‚Zeitenwende‘ auch für die kirchliche Friedenslehre gilt. Dazu wird nicht nur die Unverzichtbarkeit jener Kriterien verteidigt, die im Rahmen der traditionellen – in jüngsten kirchlichen Einlassungen jedoch vorschnell für obsolet erklärten – sog. Lehre vom gerechten Krieg zur Prüfung der Legitimität militärischer Gewaltanwendung entwickelt worden sind, sondern auch gezeigt, welche klassischen moraltheologischen Denkfiguren sich für eine nähere Bestimmung der Beistandspflichten Dritter im aktuellen Konflikt als hilfreich erweisen könnten. Schließlich wird angesichts einer sich durch den (auch militärischen) Aufstieg Chinas rapide verändernden geopolitischen Lage dafür plädiert, die friedensethische Theoriebildung stärker an der Dynamik imperialer Strukturen auszurichten.

Der Beitrag des an der Münchener Universität der Bundeswehr lehrenden evangelischen Ethikers Friedrich Lohmann setzt sich mit den historischen Hintergründen der sich bis heute unversöhnlich gegenüberstehenden friedensethischen Positionen innerhalb des Protestantismus auseinander, die zwischen einer pazifistischen Ablehnung jedes Gewalteinsatzes und einer bedingten Rechtfertigung militärischer Gewalt oszillieren.

Dagmar Heller, Leiterin des Konfessionskundlichen Instituts des Evangelischen Bundes in Bensheim, rekonstruiert in ihrem Beitrag die ebenso lange wie verwickelte Geschichte der Orthodoxie in der Ukraine und ihrer Beziehung einerseits zum Moskauer Patriarchat und andererseits zum Patriarchat von Konstantinopel. Trotz gemeinsamer Ursprünge hatte sich aus verschiedenen Gründen schon lange vor dem aktuellen Krieg im 20. Jahrhundert innerhalb der Orthodoxie eine Spannung zwischen einer pro-russischen und einer ukrainisch-nationalen Partei entwickelt, die jetzt noch einmal erheblich an Brisanz gewonnen hat.

Der abschließende Artikel von Theresia Hainthaler, Frankfurter Honorarprofessorin für die Theologie des christlichen Ostens, rekonstruiert zunächst die vielfältigen ökumenischen Kontaktformate zwischen der römisch-katholischen Kirche und den orthodoxen Schwesterkirchen, die vor allem den klassischen ekklesiologischen Themen (sc. der Primatsproblematik und der Synodalität) gewidmet sind, bevor dann noch auf die jüngsten Belastungen der innerorthodoxen Dialogsituation durch den aktuellen orthodoxen Bruderkrieg eingegangen wird.

Es bleibt zu hoffen, dass die hier versammelten Abhandlungen einen kleinen Beitrag dazu leisten, zu einer informierten Urteilsbildung anzuregen und die persönliche Einstellung zu diesem furchtbaren Krieg mitten in Europa zu klären.

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