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Leseprobe 3 DOI: 10.14623/thq.2019.2.161-177
Reinhold Boschki
Bildung, Resonanz, Dissonanz: Neuformatierungen in religionspädagogischer Absicht
Zusammenfassung
Der Beitrag fragt in einem ersten Schritt nach der Bedeutung des Bildungsbegriffs in katholischer Theologie und Kirche, die bis zum Zweiten Vatikanum relativ schwach ausgeprägt war. Erst durch die theologisch-anthropologische Wende des Konzils kommt katholisches Erziehungsdenken ins Gespräch mit Erziehungs- und Bildungswissenschaft. In dieser Perspektive kann ein konstruktiver Dialog mit der soziologischen Resonanztheorie aufgenommen werden. Der Beitrag erkundet Stärken und Schwächen des Resonanzgedankens in bildungstheoretischer Hinsicht. Schließlich wird die Notwendigkeit des Gedankens der Unverfügbarkeit von Resonanz und Bildung betont, ebenso die Relevanz der Berücksichtigung von Dissonanz und Ambivalenz in Bildungsprozessen.

Abstract
In a first step, the article asks the meaning of the concept of education/formation theory („Bildung”) in Catholic theology and church, which was relatively weakly formed until the Second Vatican Council. Only through the Council’s theological-anthropological change of direction did Catholic educational thinking involve dialogue with education theory. In this perspective a constructive dialogue with the sociological resonance theory can be initiated. The contribution explores strengths and weaknesses of the resonance idea from the point of view of educational theory. Finally, the necessity of the unavailability concept („Unverfügbarkeit”) of resonance and success in education is emphasized, as well as the relevance of the recognition of dissonance and ambivalence in educational processes.

Schlüsselwörter/Keywords
Bildungstheorie; katholische Theologie; Resonanztheorie; beziehungsorientierte Religionspädagogik; Dissonanz; Ambivalenz
Education theory; formation theory; Catholic theology; resonance theory; relationshiporiented religious education; dissonance; ambivalence


1. Bildung – (k)ein katholisches Prinzip?

1.1. Schwieriges Erbe


Bildung ist ursprünglich kein „katholischer“ Begriff. Weder der Begriff noch die Sache der Bildung im bildungswissenschaftlichen Sinne wurden von der katholisch-theologischen oder der kirchlichen Tradition vor dem Zweiten Vatikanum nennenswert entwickelt beziehungsweise rezipiert. Selbst bei Johann Baptist Hirscher, dem von der Aufklärung inspirierten katholischen Vordenker einer modernen Pädagogik beziehungsweise Religionspädagogik, findet sich der Begriff der Bildung nicht. Hirscher verharrt bei Termini wie Katechese, katholische Erziehung, Unterrichten, Unterweisen und Lehren. Der Grund dafür liegt auf der Hand, wenn man sich die Situation der katholischen Kirche und Theologie im 19. Jahrhundert anschaut. Angesichts antiaufklärerischer Tendenzen in der katholischen Tradition, angesichts der neuscholastischen Lehre und eines strikt nach innen gerichteten, hierarchieorientierten Kirchenverständnisses, die mit Macht von oben herab durchgesetzt wurden, angesichts des Antimodernismus und Kulturkampfes, die weit ins 20. Jahrhundert hineinreichten, konnte sich weder in der katholischen Kirche noch in der Theologie eine Theorie der Bildung durchsetzen.

‚Bildung‘ und ‚Mündigkeit‘ waren keine katholischen Erziehungsziele. Als solche wären sie zu sehr auf Eigenständigkeit eines selbst denkenden und autonom handelnden Subjekts gegründet, wie dies die Philosophie der Aufklärung seit Kant forderte und insbesondere von Wilhelm von Humboldt bildungstheoretisch durchbuchstabiert wurde, als dass sie mit katholischem Katecheseverständnis jener Zeit in Einklang hätten gebracht werden können. Auch Johann Baptist Hirscher formuliert unmissverständlich, dass das oberste Ziel der katechetischen Unterweisung die Übernahme der katholischen Lehre, die Eingliederung in die Gemeinschaft der Kirche und ein sittliches Leben gemäß der kirchlichen Gebote darstelle. Die Welt außerhalb der Kirche wird als feindlich gedeutet, vor der es die jungen Menschen durch enge Bindung an die Kirche zu schützen gelte.

Der Begriff Mündigkeit, also die autonome Entscheidung und Unabhängigkeit von Autoritäten, taucht bei Hirscher und anderen katholischen Denkern jener Zeit nicht auf. Nur zaghaft deutet sich an, dass letztlich der Mensch in Glaubensdingen doch frei entscheiden müsse. Die Jugend solle zwar durch Katechese zum rechten kirchlichen Glauben hingeführt werden, am Ende aber seien Glaube und Tugend „Aufgabe ihrer eigenen Freiheit“.

Dennoch tut sich das katholische Erziehungsdenken im 19. und noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sehr schwer mit den Begriffen Freiheit, Mündigkeit und Bildung. Rudolf Englert fasst zusammen, dass das katholische Konzept von Erziehung einen antimodernistischen Grundton hatte, das zu einer „ekklesiozentrischen Verengung des Frageinteresses“ nach dem Verhältnis von Glaube und Bildung führte. Mit dem Kirchenverständnis hängt auch das instruktion stheoretische Verständnis von Offenbarung zusammen, das in der Neuscholastik vorherrschte, wonach Gott eine Lehre offenbart, die die Kirche verbindlich auslegt und als Instruktion an die Gläubigen weitergibt – verdichtet im Katechismus. Zwar reichen die Anfänge einer expliziten religionspädagogischen Reflexion bis in die Wende des 18./19. Jahrhunderts zurück. Doch diese Ansätze blieben eher auf den methodischen Bereich beschränkt („Münchner Methode“, z. B. in den Schriften von Josef Göttler, oder auch der reformpädagogische Ansatz von Maria Montessori8). Eine eigene Bildungstheorie wird vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil auf katholischem Boden nicht entwickelt. [...]


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