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Leseprobe 1
Michael Theobald
Angefochtener Osterglaube – im Neuen Testament und heute
Zum Osterfest des vergangenen Jahres erschien in der Wochenzeitung „Die Zeit“ ein Beitrag aus der Feder des bekannten Journalisten Klaus Harpprecht mit dem Titel: „Wer glaubt schon an Auferstehung? Viele Christen können mit der zentralen Botschaft der Bibel nichts mehr anfangen. Die Kirchen ignorieren das Problem“.

Eingangs erzählt Harpprecht die Geschichte seines Vaters, eines evangelischen Pastors, dessen Glaube sich im Zweiten Weltkrieg zutiefst verändert habe, womit er andeuten möchte, dass der gegenwärtige Verlust des Auferstehungsglaubens bei der „Majorität der europäischen Christen“ eine lange Vorgeschichte hat. Nach dem Krieg, als sein Vater im Sterben lag, „in jenen Tagen und Nächten seiner Qual wagte ich es nicht“, schreibt er, „ihn zu fragen, ob er an die Auferstehung glaube. Ich meinte, Zweifel zu spüren. Während des Krieges, in der Trauer um zwei gefallene Söhne“, habe er „nie vom ‚Wiedersehen in einer besseren Welt‘ gepredigt […]. [E]twas war zerbrochen. Das Opfer zweier blutjunger Söhne für ein Regime, das er als kriminell erkannt hatte, dieser Schmerz war wohl zu stark, seinen Glauben unbeschädigt zu lassen. Gerechtigkeit Gottes? Das Wort ging ihm, als er mit dem Geschick seiner Schwiegertochter und ihrer Familie in den Vernichtungslagern konfrontiert war, nicht mehr über die Lippen“. Und sein Vater war kein Einzelfall: „Mancher Pastor lebte und predigte damals über die eigenen Zweifel hinweg“. Und heute: „An den Gräbern retten sich die Pastoren […] meist in die wolkige Beschwörung einer vagen transzendentalen Hoffnung. Wie ertragen die Kirchen diese amtliche Heuchelei, diese christliche Lebenslüge, ohne Schaden zu nehmen?“


Klaus Harpprecht spricht in seinem Text nur ganz pauschal vom Auferstehungsglauben, nicht von dem Glauben an die Auferstehung Jesu. Doch die Diagnose ist die gleiche. Die Schwierigkeiten vieler Christen beginnen beim Osterbekenntnis und enden mit der Unbestimmtheit ihrer „transzendentalen Hoffnung“. Sie können sich nicht vorstellen, dass der Gekreuzigte von Gott am dritten Tag aus seinem Grab zu ewigem Leben erweckt worden sein soll. Wenn gesungen wird: „Das Grab ist leer, der Held erwacht, der Heiland ist erstanden“, argwöhnen sie ein Mirakel, das ihrem Verstand zuviel abverlangt. Sie verabschieden den Osterglauben bzw. das, was sie dafür halten, während andere erst gar nicht darüber reden.

Wer in das Neue Testament hineinblickt, wird feststellen, dass ihm jede emphatische Rede, die Jesu Auferstehung gleichsam mit Fanfaren hinausposaunt, fremd ist. Der österliche Aufbruch war nicht unangefochten, was zu sehen im heutigen Ringen um den Osterglauben unter ganz anderen weltanschaulichen Vorzeichen hilfreich sein kann. So suchen wir im Folgenden das Thema „Zweifel“ auch zuerst in den Ostertexten selbst auf (1.), um in einem zweiten Schritt nach der historischen Genese des Osterglaubens zu fragen (2.). Bemerkungen zu „unnötigen Glaubensbarrieren“ runden den Beitrag ab (3.).

1. „Sie aber zweifelten“ (Mt 28,17). Angefochtener Osterglaube nach dem Zeugnis der Evangelien

Zweifel, Angst und Mutlosigkeit: Mit derlei Anfechtungen hatte die kleine Gefolgschaft des Nazareners nach seinem schmählichen Tod am Kreuz zu kämpfen. Alle vier Evangelien erzählen davon, jedes aus seiner Perspektive, in erstaunlicher Mehrstimmigkeit und im Resonanzraum je eigener Erfahrungen, die in den Ostergeschichten ihren Niederschlag gefunden haben.

1.1 Zweifel an der Gegenwart des Herrn in seiner Kirche (Mt 28,16–20)

Beginnen wir mit dem ersten Evangelium. Es endet mit einer Szene in Galiläa auf einem Berg, genauer: „dem Berg“, den die Leser schon von der programmatischen Rede Jesu, der sog. Bergpredigt (Mt 5–7), her kennen (Mt 28,16–20). Nicht grundlos bestellt der Auferweckte seine Jünger gerade dorthin, denn er will ihnen bedeuten, dass seine Weisung zu einem glückenden Leben von damals auch nach seinem Tod gültig bleibt, ja jetzt erst eigentlich als Weisung an alle Völker in Kraft tritt. Nach der szenischen Eröffnung heißt es in V. 17–20:

17 Und als sie ihn sahen,
     huldigten sie,
     einige aber (oder: sie aber) zweifelten.
18 Und Jesus trat zu ihnen,
     redete zu ihnen und sagte:
        „Mir wurde alle Macht gegeben,
        im Himmel und auf Erden.
19    Geht also und macht alle Völker zu Jüngern,
       indem ihr sie tauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
20    und sie alles halten lehrt,
       was ich euch geboten habe.
       Und siehe,
       ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“

V. 17 ist sprachlich nicht eindeutig: Zweifeln nur einige im Kreis der Elf oder alle? Beide Übersetzungen sind möglich, führen aber letztlich zum selben Ergebnis: In die Huldigung des Auferweckten mischen sich Zweifel. Die Elf fallen ihm zu Füßen, aber in ihrem Herzen steigen beklemmende Fragen auf. Zweifeln sie an der Wirklichkeit dessen, der vor ihnen steht? Der Erzähler äußert sich nicht dazu, lässt Jesus seine Gegenwart auch nicht demonstrieren, sondern legt ihm eine Rede in den Mund, die in den Worten gipfelt: „Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt“.

[...]


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