Herzlich willkommen bei ThQ – die theologische Quartalschrift aus Tübingen
Unsere aktuelle Ausgabe 2/2023
zum Themenheft »Aus dem Leben der Fakultät« mit folgenden ausgewählten Beiträgen:
Editorial
Thomas Jürgasch / Stephan Winter
Die Theologische Quartalschrift ist eine wissenschaftliche Fachzeitschrift. Seit über 200 Jahren bietet sie eine Plattform, um zu thematisieren, dass und was es – in Vergangenheit und Gegenwart – heißen konnte bzw. kann, „Gott und die Welt“ unter der Perspektive eines biblisch begründeten Glaubens zu betrachten: im lebendigen Gespräch, in Diskussionen mit anderen Einstellungen und in kontroversen Debatten, in denen sich immer auch die Dynamik und Vielschichtigkeit theologischer Diskurse zeigt.
I am deeply honored and humbled to receive the Alfons Auer Ethics Prize from the Faculty of Catholic Theology of the University of Tübingen. Please accept my heartfelt gratitude for this privilege of dialogue with Catholic Theology and Christian theologians. For the occasion, you have invited me to share thoughts on the topic of problems and perspectives in postcolonial ethics. My main claim is as follows: postcolonial ethics takes an exemplary form in and as non-violence; specifically, non-injuriousness, broadly construed. In this form, or through this commitment, it combines aspects of renunciation and surplus. For purposes of clarification I will speak to this hypothesis under the headings, ethics as such; what is meant by injury; ethics of renunciation, and ethics of surplus. I will end with a small story concerning Vālmīki, the poet-author of the ancient Indic epic, Rāmāyana.
Eine Lebenspassage zwischen Universitätsreform und Studentenrevolte
Die Tübinger Jahre (1966–1969) des am 31. Dezember 2022 im Monastero Mater Ecclesiae (Vatikanstadt) verstorbenen Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI. (1927–2022) gehören zu den meistdiskutierten Jahren seiner Biografie und waren erstmals durch den Verfasser 2022 einer quellenbasierten Darstellung zugeführt worden.1 Eine Geschichte der konfessionellen theologischen Fakultäten der Eberhard-Karls-Universität Tübingen in der Bundesrepublik Deutschland bis zur Vereinigung mit der DDR (1949–1990) ist ein Desiderat.2 Exemplarisch soll hier anhand der Person Joseph Ratzingers mit Hilfe von Amtsschriftgut und Oral History ein erster Einblick in die Tübinger hochschulpolitische Entwicklung der späten 1960er-Jahre und ihre Spiegelung im Leben der Katholisch-theologischen Fakultät geboten werden.
Das Leiden des Königs und die Bekehrung der Nationen zum Gott Israels
Die Psalmengruppe Pss 22–31 im Zusammenhang gelesen1
1. Der Psalter als „Erzählung“
Hermann Gunkels Psalmenkommentar von 1926 und seine von Begrich vollendete Einleitung in die Psalmen von 1933 haben die Psalmenforschung erheblich revolutioniert. Das Neue bestand darin, dass Gunkel die verschiedenen Textsorten im Psalter, Klagelieder, Danklieder usw. in den Zusammenhang der altorientalischen Gattungen von Klage- und Dankgebeten stellte. Die Gattungs- und Formgeschichte war ein großer Schritt nach vorn, aber der hatte auch seinen Preis. Die Einordnung der Psalmen bei den altorientalischen Verwandten hat sie zugleich aus ihrem biblischen, genauer: aus dem Zusammenhang des Psalters herausgelöst. So ging ganz stillschweigend eine Frage verloren, die Gunkel noch kannte, von der er sich aber nicht mehr viel erwartete: Gibt es einen erkennbaren Grund für die schon früh fixierte Reihenfolge der Psalmen, die in LXX und MT vollkommen übereinstimmt?