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Leseprobe 1
Ottmar Fuchs
„Wir haben dich ausprobiert o Gott!“
Im „Land aus Worten“ des palästinensischen Dichters Mahmud Darwisch
Zusammenfassung
Mahmud Darwisch war Palästinenser aus Galiläa, muslimischer Herkunft und arabischer Sprache und Kultur. Darwisch erlebt 1982 die Bombardierung Beiruts. Was immer man dort mit Gott an Gebeten, Bitten und Klagen „ausprobiert“ hat: Gott hat die Probe nicht bestanden. In Beirut, am tiefsten Punkt, gibt Darwisch das Gespräch mit Gott auf. Hiob, den Darwisch selbst beansprucht, durchbricht allerdings diese konsequente Reaktion mit einem total verrückten Gottespreis (Hiob 1,21): „Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen; der Name des Herrn sei gepriesen.“ Diese Doxologie realisiert in der völligen Unmöglichkeit, wo alles genommen wird, die letzte Unmöglichkeit, nämlich Gott Gott und größer sein zu lassen als das eigene Elend. So schält sich die Alternative heraus: Atheismus oder Doxologie. Unvermischt sind beide doch auch ungetrennt: Denn bei Darwisch nähern sich Poesie und Theologie in ihren inhaltlichen Analogien und Sprachoperation aneinander an. Die Poesie hat bei ihm einen „Sinn für den Abgrund“. Sie „verwundet ohne Blutvergießen“, wird so zum Raumgewinn, zu einem „Seufzer“, worin menschliches Leben sich erholt vom Vergessen des Leidens. Die Poesie verwirklicht die Auferstehung der Toten in dem Sinn, dass im Gespräch mit ihnen ihr Leid und ihre Hoffnungen vergegenwärtigt werden, analog zur biblischen Memoriastruktur, nämlich dass sich das Erinnerte im Gedicht ereignet. Ähnlich hat Darwisch in seiner Poesie dem verlorenen Land eine „abwesende Gegenwart“ geschenkt. Diese lokale Entfixierung je eigener persönlicher und kollektiver Identität vergisst nichts und kann sich gleichwohl für eine friedliche Zukunft öffnen, in einem palästinensischen Gesamtstaat wo Juden, Araber und Andere und in einem Land leben, das allen gehört, weil alle gleiche Rechte und Pflichten haben.

Abstract

Mahmoud Darwish was a Palestinian poet from Galilee, of Muslim origin and of Arabic language and culture. In 1982 Darwish experienced the bombing of Beirut. No matter how much the people tried to put God to the test in their prayers, biddings, and laments, God did not pass the test. In Beirut, in the depths of despair, Darwish gave up the dialogue with God. But Job, whom Darwish himself quoted, overcame this natural and logical reaction by means of a totally inappropriate praise of God: “YHWH gave, YHWH has taken back. Blessed be the name of YHWH” (Job 1:21). Such a doxology allows the most impossible to happen in situations in which every possibility has been taken from us, that is to let God be God and to let God be greater than our own misery. This demonstrates the two alternatives, atheism and doxology. But in spite of the fact that they are separate, they are undivided, too, because with Darwish, poetry and theology become closely related due to their similarities of purpose and their methods of speech. According to Darwish, “poetry has a sense of the bottomless abyss.” Poetry “injures without bloodshed” and by this becomes a “sigh” in which human life can recover from the forgetting of pain. Poetry brings the resurrection of the dead to reality in the sense of a dialogue with them in which their suffering and their hopes become real now, like the biblical structure of memory by which what you remember happens at the same time. Similarly, in his poetry Darwish gave an “absent representation” to the lost land. This delocalization of personal and collective identities does not forget anything and, at the same time, is able to allow for a peaceful future for the sake of an integrated Palestine in which Jews and Arabs and others live in one land that belongs to all with equal rights and duties.

Schlüsselwörter – Keywords
Poesie und Theologie; Palästina; Israel; Gebet; Verzweiflung; Doxologie; Atheismus; Erinnerung; Leid; Exil; Hoffnung; Theodizee
Poetry and theology; Palestine; Israel; prayer; despair; doxology; atheism; memory; suffering; exile; hope; theodicy

1. Der hebräische Palästinenser

Mahmud Darwisch war Palästinenser, muslimischer Herkunft und arabischer Sprache und Kultur. Er kommt aus Galiläa. 1942 dort im Dorf Birwa geboren, das 1948 dem Erdboden gleichgemacht und durch zwei Kibbuzim ersetzt wird. Als Kind erlebt er die Nakba, die Vertreibung von einer Million Menschen aus ihrer Heimat. Die Familie flieht in den Libanon, kehrt aber illegal nach Palästina zurück, um dort, „als Flüchtling im eigenen Land“, aber immerhin in der bisherigen Heimat zu leben. [...]


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