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Leseprobe 3 DOI: 10.14623/thq.2025.4.367–380
Stephan Tautz
Kann die Kirche sakramental und demokratisch sein?
Anfragen an eine prekäre Gegenüberstellung
Zusammenfassung
Ausgehend von der Beobachtung, dass in den Diskussionen um Gewaltenteilung im Umfeld des (deutschen) Synodalen Weges oftmals in entsprechenden Argumentationen deren sakramentale Struktur angeführt wurde, um die Demokratisierbarkeit der Kirche zu verneinen, geht der Artikel der Frage nach, inwiefern sich Sakramentalität demokratisch denken ließe, und welche Probleme es ggf. innerhalb eines solchen Projekts zu bearbeiten gäbe. Hierzu wird in einem ersten Schritt das Demokratie exkludierende Sakramentsverständnis dargestellt, um dann in einem zweiten Schritt aufzuzeigen, inwiefern Sakramentalität tatsächliche als Form kirchlicher Politik – als Theopolitik – verstanden werden kann und welche theologischen Folgen sich daraus vor einem demokratischen Hintergrund ergeben. Abschließend werden in einem dritten Schritt Probleme skizziert, mit denen sich eine demokratieoffene sakramentale Theopolitik zu befassen hat. 

Abstract
The article examines how sacramentality might be conceived in democratic terms and what challenges such a project would have to confront. The point of departure is the observation that, in debates concerning the separation of powers within the context of the (German) Synodal Path, references to sacramental structure were frequently invoked to deny the Church’s capacity for democratization. Accordingly, the first step is to outline the conception of the sacraments that precludes democracy; the second is to show to what extent sacramentality can in fact be understood as a form of ecclesial politics – as theopolitics – and to explore the theological implications this carries in a democratic setting. Finally, the third step delineates the issues that a sacramental theopolitics open to democracy must confront. 

Schlüsselwörter/Keywords
Demokratie; Sakramentalität; Theopolitik; Reform; Amt
Democracy; sacramentality; theopolitics; reform; office 


1. Das sakramentale Wesen der Kirche als „Conversation Stopper“ demokratischer Bestrebungen

Richard Rorty bezeichnete einmal Religion als einen „Conversation Stopper“ im öffentlichen Diskurs. Sobald das Feld religiöser Überzeugungen betreten werde, sei der Austausch nachvollziehbarer Argumente beendet. Ein wenig erinnert dieser Vorwurf – zumindest strukturell – an die Diskussion um die Reichweite bzw. mögliche Beschränkung bischöflicher (Voll-)Macht im Umfeld des (deutschen) Synodalen Weges. Dem Ansinnen, Partizipation und Gewaltenteilung im Hinblick auf Leitungsaufgaben zu ermöglichen, wurde – vornehmlich von Seiten der Inhaber sakramentaler Amtsgewalt – kritisch entgegengehalten, man dürfe an die Kirche nicht demokratische Maßstäbe anlegen, weil sie nun einmal sakramental verfasst sei. Entsprechend sei etwa die „freiwillige Selbstbindung von Bischof und Priester“ an Entscheidungen paritätisch besetzter Gremien, wie sie der Handlungstext Gemeinsam beraten und entscheiden vorschlägt und ein weiterer Handlungstext im Hinblick auf die Einrichtung eines paritätisch besetzten Synodalen Rates für die katholische Kirche in Deutschland vorsieht, schlicht nicht mit dem sakramentalen Wesen des Katholischen vereinbar. So äußerte sich etwa Papst Franziskus in seiner Antwort auf einen Brief von vier ehemaligen Mitgliedern des Synodalen Weges sehr kritisch gegenüber der ...

„Konstituierung des Synodalen Ausschusses, der die Einführung eines Beratungs- und Entscheidungsgremiums vorbereiten soll, das in der im entsprechenden Beschlusstext umrissenen Form mit der sakramentalen Struktur der katholischen Kirche nicht in Einklang zu bringen ist und dessen Einrichtung vom Heiligen Stuhl daher mit Schreiben vom 16. Januar 2023, das ich in spezifischer Form approbiert habe, untersagt wurde.“

Punkt. Gespräch beendet? Ein sakramentales und ein demokratisches Machtverständnis scheinen innerhalb der hier leitenden Vorstellung prinzipiell nicht miteinander vereinbar zu sein, sich womöglich sogar gegenseitig auszuschließen. Aber was würde es bedeuten, wenn Sakramentalität als Wesen des Katholischen mit Demokratie tatsächlich unvereinbar wäre? Wäre Kirche damit im Grunde unvereinbar mit einer demokratischen Staats- und Regierungsform, womöglich sogar mit einer demokratischen Lebensweise, die noch viel tiefer in unseren Alltag reicht? Wären damit demokratische Gesellschaftspraxis und katholische Religiosität zwei Bereiche, die in unserem Leben letztlich nicht miteinander in Einklang gebracht und integriert werden können? Auch der gelegentliche Verweis darauf, dass die katholische Kirche sich wie jeder andere zivilgesellschaftliche Verein bestimmte Organisationsstrukturen geben könne, die nicht vollumfänglich den grundgesetzlichen Anforderungen entsprechen müssen – Stichwort: umfängliche Gleichstellung der Geschlechter –, verfängt nur teilweise, eben weil theologisch(-politisch) gesehen der Anspruch der Kirche, individuelles wie soziales Dasein mitzugestalten, sehr umfassend ist und weit über die Zwecke anderer Vereine hinausgeht.

Ein weiteres, damit verbundenes Problem, das uns mit Blick insbesondere auf die USamerikanische politische Landschaft – aber keineswegs nur diese – zunehmend beschäftigen wird, ist die Verbindung ultrarechter bis faschistoider politischer Gesinnung mit christlichem, insbesondere (vermeintlich?) katholischem Traditionsgut. Frappierende Analogien zu Entwicklungen der 1920er-Jahre (Stichwort: Carl Schmitts Begeisterung für den Katholizismus)7 sollten Warnung sein, den Rekurs auf christliches – hier: katholisches – Gedankengut nicht dem potenziell menschenverachtenden Teil des politischen Spektrums zu überlassen, sondern stattdessen nach Verbindungslinien zu freiheitlichem und das heißt eben auch demokratischem politischen Denken zu suchen.  [...]


Lesen Sie den kompletten Artikel in der Printausgabe.

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