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| Leseprobe 1 |
DOI: 10.14623/thq.2025.3.222–246 |
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| Alfons Fürst |
| Das Konzil von Nizäa 325 und die Entwicklung der christlichen Theologie in der Spätantike |
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Zusammenfassung Etwas abseits der stark ausgetretenen Pfade der Forschungen zum Konzil von Nizäa 325 versucht der Beitrag neue Perspektiven auf drei Feldern zu erschließen. In historischer Hinsicht wird kurz die Neudeutung dieses Konzils vorgestellt, die Samuel Fernández jüngst vorgelegt hat und die in mancher Hinsicht zu einer Neubewertung der kirchengeschichtlichen Vorgänge führt. Zweitens wird auf die literarische Eigenart der (insgesamt wenigen) verfügbaren Quellen rund um das Konzil (fast durchweg Briefe) eingegangen, deren Gestaltung und Intention für ihre Auswertung stärker in den Blick genommen werden muss, als dies in der Regel der Fall ist. Drittens werden die Grundlinien der Debatte über das christliche Gottesbild in die theologische Entwicklung im Vorfeld des Konzils und auf der Basis der jüngeren deutschsprachigen Origenesforschung in die alexandrinische Tradition eingeordnet.
Abstract Somewhat off the beaten tracks of research on the Council of Nicaea in 325, this paper attempts to open up new perspectives on three fields. From a historical perspective, it briefly presents Samuel Fernández’s recent reinterpretation of this council, which in some respects leads to a reassessment of events in church history. Second, it discusses the literary characteristics of the (few) available sources relating to the council (almost exclusively letters), whose literary form and intention must be taken into account more than is usually the case when evaluating them. Third, the basic lines of the debate on the Christian concept of God are placed in the context of theological developments in the run-up to the council and, on the basis of recent German-language research on Origen, in the Alexandrian tradition.
Schlüsselwörter/Keywords Brief; Netzwerkbildung; Identität und Differenz; Panentheismus; Theismus; Origenes; Eusebius von Caesarea; Alexander von Alexandria; Arius Letter; Networks; Identity and Difference; Panentheism; Theism; Origen; Eusebius of Caesarea; Alexander of Alexandria; Arius
1. Probleme der Überlieferung und der Deutung
Das Konzil von Nizäa im Jahr 325 stellt die theologiegeschichtliche Forschung vor einige Probleme. Das liegt vor allem daran, dass von diesem ersten Ökumenischen Konzil keine Akten erhalten sind. Wir verfügen nur über einige Quellen aus dem Umfeld des Konzils, die alle bei späteren Autoren überliefert sind, nach Eusebius von Caesarea vor allem bei Athanasius von Alexandria, Epiphanius von Salamis und den spätantiken Kirchenhistorikern Sokrates, Sozomenus und Theodoret. Diese Überlieferungslage führt dazu, dass die Deutung dieser Quellen allzu leicht von den Narrativen dieser Autoren geprägt wird. Um diesem Problem zu entgehen, hat die moderne Forschung diese Texte schon seit längerer Zeit aus ihren späteren Rahmungen herausgelöst und gesondert ediert, damit sie unabhängig von ihrer späteren, weitgehend von häresiologischen Kategorien gesteuerten Präsentation in ihrem jeweiligen historischen Kontext in den Blick genommen werden können.
Auf der Basis dieser Quellenlage hat die patristische Forschung der letzten fünfzig Jahre intensiv und mit beeindruckenden Ergebnissen daran gearbeitet, Geschichte und Theologie des Konzils unabhängig von ihrer häresiologischen Präsentation bei den nachkonziliaren, meist antiarianischen Autoren darzustellen. Nicht in allen Fragen konnte dabei Einigkeit erzielt werden; insbesondere hinsichtlich der chronologischen Probleme ist die Forschungslage nach wie vor überaus disparat, und zwar nicht nur, was den Beginn der Auseinandersetzungen (318 oder erst 322/23) anbelangt, sondern auch hinsichtlich der zeitlichen Abfolge der verfügbaren Quellen bzw. der in ihnen dokumentierten Ereignisse im Vorfeld des Konzils. Den aktuellen Stand zu diesen und weiteren Aspekten – nicht zuletzt zur Rolle Kaiser Konstantins I. – kann man in zwei rezenten Publikationen zum Konzil von Nizäa nachlesen.
Auf den folgenden Seiten will ich nun nicht diese wohlbekannte gegenwärtige Sicht auf das Konzil von Nizäa darstellen, zumal sie in faktisch sämtlichen Handbüchern zur Alten Kirchengeschichte und zur Dogmengeschichte nachlesbar ist. Vielmehr möchte ich versuchen, zu drei Aspekten Gedanken beizusteuern, die zwar auch nicht in jedem Detail neu, aber vielleicht geeignet sind, ein paar neue Perspektiven zu eröffnen. Als Erstes stelle ich die höchst interessante Neudeutung der Quellen rund um das Konzil vor, die Samuel Fernández zum Jubiläumsjahr vorgelegt hat. Sodann nehme ich die literarische Eigenart der verfügbaren Quellen (fast durchweg Briefe) und die damit verbundene Gestaltung und Intention dieser Texte in den Blick. Und schließlich versuche ich, die Grundlinien der Debatte über das christliche Gottesbild in die theologische Entwicklung im Vorfeld des Konzils und in die dahinterstehende alexandrinische Tradition einzuordnen. Eine detaillierte Auseinandersetzung mit der bisherigen Forschung kann im Rahmen dieses Aufsatzes nicht geleistet werden. Statt dessen konzentriere ich mich darauf, gestützt auf die Quellentexte eine neue Perspektive auf die Entwicklung der christlichen Theologie im Umfeld des Konzils von Nizäa aufzuzeigen. [...]
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