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Editorial DOI: 10.14623/thq.2025.4.307–310
Bernhard Sven Anuth / Stephan Winter
Die Demokratie, insbesondere die liberale Demokratie des sogenannten Westens, steht unter massivem Druck: Weltweit sinkt die Zahl demokratisch regierter Staaten während die der Autokratien steigt. Auch in den USA und in vielen Staaten Europas bedroht der wachsende Erfolg vor allem rechtspopulistischer Politiker:innen und Parteien den Fortbestand vermeintlich gefestigter Demokratien. Es sei „offensichtlich, dass es um die Demokratie in der heutigen Welt […] nicht gut bestellt ist“, hat auch Papst Franziskus im letzten Jahr seines Pontifikats festgestellt und dann mit Verweis auf das Zweite Vatikanum erklärt: „Das ruft uns auf den Plan und gibt Grund zur Sorge, denn es geht um das Wohl des Menschen, und nichts wahrhaft Menschliches darf uns fremd sein“ (vgl. GS 1). Demokratie verlange, dass „Bedingungen geschaffen werden, damit sich jeder äußern und beteiligen kann“; die entsprechende Partizipation müsse zudem „trainiert“ werden und schließe immer „auch einen kritischen Geist gegenüber ideologischen und populistischen Verlockungen mit ein.“ Demokratie sei „keine leere Hülle“, sondern „an die Werte der Person, der Geschwisterlichkeit und auch der integralen Ökologie gebunden“; Katholik:innen müssten deshalb „vor allem den Mut […] haben, in die öffentliche Debatte Vorschläge für Gerechtigkeit und Frieden einzubringen. […] Wir müssen eine Stimme sein, eine Stimme die anprangert und Vorschläge macht in einer Gesellschaft, die oft heiser ist und in der zu viele keine Stimme haben.“ So äußert sich das damalige Oberhaupt einer Kirche, die sich nicht nur historisch gesehen selbst lange mit der Demokratie als Staatsform schwer getan hat, sondern auch aktuell gegenüber einschlägigen Reformwünschen zum Beispiel des deutschen Synodalen Weges regelmäßig darauf verweist, Modelle von Machtbegrenzung und Gewaltenteilung nach demokratischem Vorbild seien mit dem gottgewollten Wesen der Kirche unvereinbar. Auch Papst Leo XIV. hat in seinem ersten großen Interview, das im Herbst 2025 veröffentlicht wurde, gemahnt, man solle „nicht versuchen, die Kirche in eine Art demokratische Regierung zu verwandeln, denn“ ‒ so der Papst ‒ wenn man sich „heute viele Länder auf der ganzen Welt“ ansehe, sei doch „die Demokratie nicht unbedingt eine perfekte Lösung für alles.“ 

Vor diesem Hintergrund beleuchten die Beiträge des vorliegenden Themenhefts aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven, wie sich das Verhältnis von katholischer Kirche und demokratischer Staatsform entwickelt hat und welche Konstellationen sich diesbezüglich derzeit feststellen lassen; außerdem wird thematisiert, welche demokratiestärkenden (oder eventuell auch -gefährdenden) Impulse von der katholischen Kirche heute ausgehen (können) und was gegebenenfalls innerkirchlich von den im Vergleich zur sogenannten Amtskirche sehr viel demokratischer geprägten Jugendverbänden und Orden zu lernen ist. 

Zunächst stellt der renommierte Kirchenhistoriker P. Klaus Schatz SJ dar, welche Schritte die katholische Kirche in ihrer Sicht auf Demokratie zwischen 1798 und 1989 gegangen ist, und zeichnet dabei, wie er selbst sagt, einen „Weg voller Überraschungen“ nach. Im Ergebnis weist er auf, dass die katholische Kirche für die Herausbildung des modernen demokratischen Rechtsstaats einen spezifischen Beitrag geleistet hat, u. a. in Bezug auf den Schutz von Minderheiten, die Erkenntnis der Grenzen des Staates, die Kodifizierung vorstaatlicher individueller Freiheitsrechte sowie die naturrechtliche Bindung jeglicher Staatsgewalt; Schatz sieht darin bis heute ein Reservoir, aus dem heraus Kirche kritisch-konstruktive Impulse zur Bewahrung und Stärkung der Demokratie zu setzen vermag. Anschließend analysiert Massimo Faggioli, mittlerweile tätig am Trinity College in Dublin, der als einer der weltweit führenden Expert:innen für die Geschichte des Zweite Vatikanums gilt und bis vor kurzem eine prominente und kritische Stimmen der katholischen Theologie in den USA war, die gegenwärtig hochkomplexen Beziehungen von katholischer Kirche und Demokratie in globaler Perspektive. Aus gegebenem Anlass thematisiert sein Beitrag ausdrücklich auch die besondere Situation des Katholizismus in den USA unter der Herrschaft von Präsident Donald Trump. Der an der evangelischen Theologischen Fakultät Leipzig lehrende Soziologe und Politikwissenschaftler Gert Pickel untersucht in seinem Beitrag das ambivalente Verhältnis von (katholischer) Kirche und Demokratie aus religionssoziologischer Perspektive: Einerseits habe sich die katholische Kirche mit der Demokratie arrangiert und seien Katholik:innen zivilgesellschaftlich entsprechend engagiert, andererseits würden Forderungen nach mehr Mitbestimmung der Gläubigen innerhalb der Kirche immer noch als Bedrohung ihrer hierarchischen Ordnung abgelehnt. Die Verankerung ihrer Mitglieder in der deutschen Demokratie erweise sich für die katholische Kirche somit als Herausforderung, auf die sie noch eine Antwort finden müsse. Danach formuliert die Würzburger Theologin und Sozialethikerin Michelle Becka unter dem sprechenden Titel „Nun sag’, wie hast du’s mit der Demokratie?“ aus ihrer fachlichen Perspektive einige Gedanken zum Thema: Nicht nur die Kirche, sondern auch die Theologie müssen sich demnach zivilgesellschaftlich engagieren und Demokratie aktiv mitgestalten. Die Kirche ist hier durch mindestens zwei Phänomene herausgefordert: Zum einen muss sie angesichts wachsender demokratiefeindlicher Tendenzen in katholisch geprägten Milieus Verantwortung übernehmen; zum andern steht die Frage im Raum, wie ihr Einsatz für Freiheit und Selbstbestimmung glaubwürdig sein kann, wenn diese innerkirchlich nicht in zumindest ähnlicher Weise gewährleistet werden. [...]


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