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Editorial DOI: 10.14623/thq.2025.3.202–204
Vladimir Latinovic / Stefan Metz
Was sich vor 1700 Jahren in einer kleinen Stadt östlich des Marmarameers ereignete, steht in diesem Jahr im Mittelpunkt intensiver wissenschaftlicher und theologischer Aufmerksamkeit. Die Fülle an Publikationen und akademischen Veranstaltungen unterstreicht die anhaltende Bedeutung des Konzils von Nizäa, das Kaiser Konstantin im Mai 325 einberief und das als wegweisendes Ereignis in der Kirchen- und Dogmengeschichte gilt. Angesichts dieser umfassenden Rezeption erhebt sich die fundamentale Frage nach der bleibenden Relevanz dieses Konzils: Inwiefern prägt es nicht nur die theologische Tradition, sondern bietet auch hermeneutische Impulse für aktuelle Debatten in einer pluralistischen und säkularisierten Welt? Zahlreiche Jubiläumsveranstaltungen und -veröffentlichungen haben sich dieser Thematik gewidmet, indem sie historische Kontexte mit systematisch-theologischen Reflexionen verknüpften. Vor dem Hintergrund einer bereits kaum überschaubaren Forschungslandschaft mag die Frage berechtigt erscheinen, welchen weiteren Beitrag der vorliegende Band der Theologischen Quartalschrift leisten soll. Diesem Einwand begegnen wir durch eine bewusste Verschiebung des Fokus: Statt einer rein deskriptiven Historisierung erweitern wir den Blick um eine explizit gegenwarts- und zukunftsorientierte Dimension, die die Rezeptionsgeschichte des Konzils als dynamischen Prozess begreift. Die leitende Frage lautet demnach: Welche Lektionen vermag das Konzil von Nizäa in unserem demokratischen, postmodernen Zeitalter zu erteilen, geprägt von Synodalitätsdebatten, ökumenischen Herausforderungen und interreligiösen Dialogen? Inwiefern lässt sich Ciceros Maxime historia magistra vitae (De oratore II,36) auf ein Konzil übertragen, dessen dogmatische Formulierungen bis in die Gegenwart normativ wirken und theologische Diskurse strukturieren?

Mit diesen hermeneutischen Anregungen haben wir unsere Autorinnen und Autoren eingeladen, das Konzil von Nizäa aus einem neuen, veränderten Blickwinkel zu betrachten, der die Grenzen einer rein historistischen Analyse überschreitet und eine bewusste Integration zeitgenössischer Perspektiven wagt. Dies impliziert eine Auseinandersetzung mit der Präsenz der Geschichte, wie sie Georges Florovsky in seinem Gedanken formulierte: „unbiased history has never existed and never will.“ (Ways vol. I, S. XVII) Gefordert ist somit eine reflexive Historiografie, die subjektive Interpretationshorizonte einbezieht. Wir freuen uns sehr, dass renommierte Vertreterinnen und Vertreter der patristischen Forschung diesem Aufruf gefolgt sind und sich auf dieses intellektuelle Experiment eingelassen haben, das eine Brücke zwischen Antike und Moderne zu schlagen versucht. Die fundamentale Relevanz der nizänischen Beschlüsse manifestiert sich nicht zuletzt darin, dass der vorliegende Band Beiträge aus katholischer, protestantischer und orthodoxer Tradition vereint, was die ökumenische Dimension des Konzils unterstreicht. Auf einem soliden historiografischen Fundament aufbauend entfalten die Aufsätze des Hefts anhand vielfältiger Facetten des Konzils von Nizäa – von institutionellen Strukturen über dogmatische Formulierungen bis hin zu rezeptionsgeschichtlichen Dynamiken – Ideen zu seiner aktuellen Interpretation und bleibenden Geltung in theologischen und gesellschaftlichen Kontexten. 

Jörg Ulrich beleuchtet in seinem Beitrag die institutionengeschichtlichen Voraussetzungen des Konzils von 325, einschließlich der Entwicklung von Synoden in der vorkonstantinischen Kirche und der Rolle kaiserlicher Einflussnahme bei der Etablierung reichsweiter Versammlungen. Er rekonstruiert den Prozess, durch den die „große und heilige Synode“ in der Rezeptionsgeschichte zum „ersten ökumenischen Konzil“ avancierte, und untersucht die terminologische Evolution des Begriffs „ökumenisch“ von einer reichsbezogenen zu einer universal-kirchlichen Bedeutung. Daraus leitet Ulrich eine differenzierte Reflexion ab, in welchem Sinne die nizänischen Beschlüsse heute – unter Berücksichtigung moderner Verständnisse von Ökumene als globaler Einheit und interkonfessionellem Dialog – ihre theologische und kirchenpolitische Wirkkraft entfalten können, insbesondere im Kontext aktueller Synodalitätsdebatten und der Herausforderungen einer fragmentierten Christenheit.

Alfons Fürst adressiert die methodischen Herausforderungen der Überlieferung und Deutung des Konzils, insbesondere die Abhängigkeit von sekundären Quellen wie Athanasius und Eusebius, und präsentiert eine innovative Neudeutung durch Samuel Fernández, die Eusebius von Caesarea als zentrale Figur des als ‚arianisch‘ apostrophierten Bekenntnisses positioniert und den Konflikt als innerorigenistischen Streit innerhalb der alexandrinischen Tradition rahmt. Er ordnet die theologischen Debatten um Identität und Differenz in Gott in den breiteren Kontext der spätantiken Theologie ein, mit Origenes als gemeinsamer Wurzel, und reflektiert über die Konsequenzen der nizänischen Formulierungen für das christliche Gottesbild, die Trinitätslehre und Soteriologie. Abschließend betont Fürst die bleibende Bedeutung dieser Entscheidungen für den interreligiösen Dialog mit Judentum und Islam, indem sie das Proprium des monotheistischen Trinitarismus unterstreichen, und hebt hervor, wie Nizäa als Muster für spätere Konzilien diente, die theologische Optionen ausschlossen und neue Aufgaben für nachfolgende Generationen schufen. [...]


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