Zeitschrift ThQ - Editorial der archivierten Ausgabe 3/2015

Das dritte Heft dieses Jahrgangs hat einen ethischen Schwerpunkt. Es geht zum einen hervor aus einer Abendveranstaltung an unserer Fakultät, bei der Otfried Höffe, emeritierter Tübinger Ordinarius für Philosophie und Direktor der Forschungsstelle Politische Philosophie, sowie Franz-Josef Bormann die beiden hier abgedruckten Vorträge gehalten haben. Sie nehmen Bezug auf die aktuelle Frage der ärztlichen Hilfe zum Sterben oder der Hilfe beim Sterben und entfalten die Problematik auf dem Hintergrund der Bewertung des Suizids – vielfach ja inzwischen Freitod genannt – in der philosophischen und theologischen Tradition sowie zeitgenössischer Argumentationen. Höffes Beitrag bezieht sich dabei auf das diesjährige Trilaterale Treffen der deutschsprachigen Ethikgremien „Zur Kultur des Sterbens“ in der Schweiz, wo ja bekanntermaßen die organisierte Sterbehilfe sich bereits etabliert hat.

Der dritte Beitrag von Uwe Daher stellt die Zusammenfassung von Ergebnissen einer Untersuchung dar, die sich mit der Theologie der Arbeiterpriester bzw. von Laientheologen beschäftigt, die an deren Seite oder Stelle getreten sind (oftmals „Arbeitergeschwister“ genannt). Sie entstammen selbst fast ausnahmslos dem „bürgerlichen Milieu“, und es ist keine „elaborierte Theologie“, die hier die Leitmodelle bestimmt. Der Aufsatz versteht sich als Reflexion auf die Situation vierzig Jahre nach dem Beschluss „Kirche und Arbeiterschaft“ der Würzburger Synode (1971–1975).

Den Abschluss bildet die Fortsetzung jener Reihe von Besprechungen, die Max Seckler aufnahm, als 1980 die kritische Gesamtausgabe der Werke Schleiermachers zu erscheinen begann. Vierzehn weitere Bände werden nun vorgestellt, wobei die Predigten besonders im Fokus stehen. Sie sind, urteilt der Rezensent – zumindest auf den ersten Blick – „Schwarzbrot“; in ihnen zeigt sich „ein kalvinistisch dürrer preußischer Religions- und Tugendlehrer“, dessen „viele Themen offensichtlich zum biedermeierlichen Mobiliar der Zeit gehören“. Andere, insbesondere die zu Lesepredigten umgearbeiteten Stücke, bilden wiederum das homiletische Gegenstück zur berühmten Schrift „Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern“, und insgesamt stellen sie eine ungemein wichtige Quellen zur Biographie Schleiermachers dar, die nunmehr zum Fließen gebracht wurde.

Tübingen, im August 2015



	Aktuelle Ausgabe Archiv Abonnements Service Anzeigen Kontakt Impressum

	Startseite » Archiv » Ausgabe 3/2015 » Editorial