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Leseprobe 1
Hubert Wolf
Ein „Ort der Finsternis und Beschränktheit“?
Zur Gründung von Diözese Rottenburg, Katholisch-Theologischer Fakultät und Tübinger Quartalschrift in Ellwangen (1812–1817)
Am 28. September 1812 hatte sich in Ellwangen Unerhörtes ereignet. Das beschauliche Städtchen an der Jagst war schlagartig in den Focus der großen Geschichte getreten. Die Strengkirchlichen in Württemberg und weit darüber hinaus waren entsetzt; der päpstliche Nuntius in Luzern, damals zuständig für den deutschen Südwesten, fühlte sich hintergangen; die Römische Kurie gab sich brüskiert. Was war der Grund für diese Empörung? Der evangelische König von Württemberg, Friedrich I., hatte sich erdreistet, aus eigener Machtvollkommenheit in Ellwangen ein katholisches Bistum, eine katholische Landes-Universität und ein Priesterseminar zu errichten. Mit einem Schlag war das katholische Ellwangen zur Bischofs- und Universitätsstadt geworden, wenn auch von eines evangelischen Königs Gnaden. So viel Glanz und Ehre hatte das Städtchen in seiner mehr als tausendjährigen Geschichte seit seiner Gründung 764 unter Fürstäbten und Fürstpröpsten bislang nicht anhäufen können.

Die ultramontane Presse polemisierte auch noch Jahrzehnte später heftig gegen die Errichtung des Bistums Ellwangen. So sprachen die Historisch-Politischen Blätter von einem „noch nie gesehene[n] Schauspiel eines von einer protestantischen Regierung etablierten und mit kanonischen Vollmachten versehenen Generalvicariats“ und sahen darin das „wohl einzige Beispiel in der ganzen Kirchengeschichte, dass ein akatholischer Souverain durch ein Machtgebot die Trennung einer Diöcese und die Belehnung mit bischöflicher Gewalt für sich in Anspruch nimmt“. Das „merkwürdige Gewebe des württembergischen ‚Landesbisthums‘“ Ellwangen werde in den „Annalen der Kirchengeschichte immer genannt“ bleiben, wenn „von einem vollendeten Musterbild eines durchweg unter administrative und polizeiliche Curatel genommenen und schismatisch vom Mittelpunkt der Kirche abgesperrten Bisthumes die Rede sein wird“.

Die Vorwürfe waren massiv. Die Errichtung des Bistums Ellwangen wurde von den Strengkirchlichen vor allem aus drei Gründen als ungültig gebrandmarkt:

1. Ein Staat konnte prinzipiell kein Bistum errichten. Das war ein inakzeptabler Willkürakt.

2. Ein evangelischer Potentat wie der „dicke Friedrich“ – wie König Friedrich I. wegen seiner nicht unbeträchtlichen Leibesfülle hinter vorgehaltener Hand von seinen Untertanen genannt wurde – war dazu schon gar nicht in der Lage.

3. Ellwangen war ein „schismatisches“ Bistum: Es war nicht katholisch, weil nicht der Papst die Gründung vollzogen hatte. Alles, was an der Jagst geschah, war demnach von Häresie gekennzeichnet.

Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Mochten die Ultramontanen noch so sehr gegen Ellwangen polemisieren und hier gar den Teufel am Werk sehen: Für den König und seine katholischen Berater war die Errichtung eines Bischofssitzes in Ellwangen ein durchaus konsequenter Schritt, der im Vorfeld im Grunde auch mit Rom abgesprochen war, was die staatskritische Polemik völlig unterschlägt. Dass es sich bei der Aktion von 1812 um eine Notlösung handelte, war den Akteuren in Stuttgart durchaus klar. Deshalb sprach man zunächst auch nur vom „Generalvikariat“ und nicht vom „Bistum“ Ellwangen. Aber der Papst war nicht erreichbar. Pius VII. befand sich 1812 in französischer Gefangenschaft und Napoleon verbot den württembergischen Gesandten, die den Pontifex in Sachen Ellwangen dringend zu sprechen wünschten, jeglichen Kontakt.

Jede der drei Institutionen, Generalvikariat, Friedrichs-Universität beziehungsweise Katholisch-Theologische Fakultät und Priesterseminar, verdienten eine eigene umfassende Würdigung. Trotz des recht guten Forschungsstandes sind insbesondere die Quellen im Vatikanischen Geheimarchiv und im Archiv der Römischen Inquisition bislang nicht benutzt worden. Aber auch in Tübingen, Ludwigsburg, Stuttgart und Rottenburg schlummern noch Schätze, die einer Auswertung harren. In diesem Rahmen lässt sich leider nur ein knapper Überblick über Vorgeschichte und Geschichte des „Bistums Ellwangen“ von 1803 bis 1817 bieten. Obwohl Fakultät und Bistum in Ellwangen nur fünf Jahre existierten, sind von hier doch nachhaltige Impulse ausgegangen, von denen ich wenigstens drei kurz vorstellen will.

Die „kurze“ Geschichte des Bistums Ellwangen

Das bis dahin rein protestantische Württemberg hatte durch die Säkularisationen als Entschädigung für kleinere linksrheinische Gebiete, die es an Frankreich abtreten musste, eine äußerst üppige Kompensation rechts des Rheins erhalten, war auf über das Doppelte seiner ursprünglichen Größe angewachsen und zum Königreich aufgestiegen. Vor allem aber hatte das Ländle rund eine halbe Million katholischer „Untertanen“ erhalten, die zu fünf Diözesen gehörten: Konstanz, Augsburg, Würzburg, Speyer und Worms. Dazu kam die exemte Fürstpropstei Ellwangen. Aber keiner dieser Bischofssitze befand sich auf (neu-)württembergischen Gebiet. Auch war keine Universitätsstadt mit einer Katholisch-Theologischen Fakultät oder eine andere Priesterausbildungsstätte an Württemberg gefallen. [...]


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