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Editorial
Albert Biesinger / Ottmar Fuchs
Themenheft »Familie« – Zum Geleit
In den letzten Jahrzehnten reichen die Analysen und Prognosen für die Familie vom »Tod der Familie« (D. Cooper) bis zu ihrer programmatischen Idealisierung. Zwischen diesen Extremen bewegen sich jene sozialpolitischen Initiativen und Strategien, die den Funktionsverlust der Familie nach außen und ihre Fragilität nach innen durchaus ernst nehmen, aber auch die anderen Sozialisierungsinstanzen (Vereine, Bildungseinrichtungen, Kindergärten und Kindertagesstätten, Kirchen, Medien, u. ä.) in ihrer familienstützenden Funktion nicht unterschätzen, sondern gerade zwischen den Familien und ihren »Restgestalten« auf der einen und diesen anderen Instanzen auf der anderen Seite gegenseitig ermöglichende und tragende Bedingungen herzustellen versuchen. Funktionsverlust kann derart zu einem Entlastungsgewinn werden, wenn mit diesen anderen Orten eine entsprechend konstruktive Beziehung möglich ist. In solchen Verhältnissen kann Vertrauen nach innen und nach außen und damit entgrenzende Solidarisierung erfahren und eingeübt werden. Jedenfalls wäre dies das Ziel einer Gesellschaft, die die sozialen Ermöglichungsbedingungen der Humanisierung nach innen und nach außen wachsam fördert.

Das Verhältnis von kirchlicher Gemeinde und christlicher Familie findet in diesem Kontext sein eigenes Gewicht, das theologisch im Horizont der Pastoralkonstitution Gaudium et spes als die Kirche in und für die Welt von heute erschlossen werden kann. In Familie und Gemeinde, jeweils in ihnen und zwischen ihnen, begegnen sich Welt und Kirche und werden sich darin zur gegenseitigen theologischen Autorität. Im Familienbezug der Gemeinde liegt der Testfall ihres Weltbezugs, insofern die Familien ihre eigene Welt, auch ihre Glaubenswelt, als ernst genommen erfahren.

Es ist das Anliegen der hier vorliegenden Beiträge, die Familie (in allen ihren gegenwärtigen, noch so gebrochenen Gestalten) nicht nur als pastorale Adressatin, sondern als pastorale Autorität wahrzunehmen, mit der jeweils eine eigene Begegnungsgeschichte eröffnet wird, deren Ausgang weder kirchenintegralistisch noch glaubensresultativ vorweggenommen werden darf. Wenn die Gemeinde in ihren Verantwortlichen und Beteiligten in eine reziproke Familienkatechese eintritt, wird sie sich in der Qualität ihres Verhältnisses von Evangelium und Welt verändern.

Andreas Holzem verdeutlicht in seinen historischen Skizzen die wechselnden soziokulturellen und religiösen Beziehungen zwischen Kirche und Familie, wobei bei aller Unterschiedlichkeit der Epochen doch eine überraschende Kontinuität zum Vorschein kommt, nämlich die bislang unveräußerliche Bedeutung der Familie bis in die jüngste Gegenwart hinein, dort allerdings so, dass die Gebrochenheiten, die jahrhundertelang in den Familien wie in einem Korsett auszuhalten und auszutragen waren, nun den Familienrahmen selber treffen. Dieser trägt sich nicht mehr selber, sondern ist durch die ethische Verantwortung zu tragen, für deren Entstehen nicht nur die Familie, sondern auch die anderen sozialen Instanzen verantwortlich sind.

Ottmar Fuchs untersucht ebendiesen Zusammenhang, nämlich inwiefern Familie und Gemeinde in einer ganz bestimmen Aufeinander-Angewiesenheit zu Orten werden, in denen ein Vertrauen in die Menschen und auch in Gott aufgebaut wird, das zu entgrenzender Solidarität befähigt. Denn Solidarität für die jeweils nicht Dazugehörigen im lokalen und globalen Bereich wird hierzulande zunehmend das Risiko des eigenen Nachteils bedeuten. Nackte Aufforderung zu dieser Verlustbereitschaft macht nur defensiv. Familie und Gemeinde stehen beide in der christlichen Verantwortung, die sozialen und spirituellen Bedingungen dieser Fähigkeit zu gestalten.

Albert Biesinger, Simone Hiller und Norbert Mette besprechen die ausdrücklich theologische Autorität der Familie, nämlich als Subjekte der Gottesbeziehung, und setzen diese Autorität der Frage aus, wie die Gemeinde ihre Autorität zur tätigen Verkündigung mit jener in Beziehung setzt. Dabei sind Blockierungen auf beiden Seiten zu überwinden, vor allem durch eine Gemeindebildung, die autoritäre und sanktionsbelastete Zugriffe zurücknimmt und die religiöse Selbstbestimmung der Familie unterstützt, bereichert und, wenn die Beziehung stimmt, auch zu korrigieren vermag.

Matthias Gronover berichtet von der jüngsten empirischen Untersuchung zur Konfirmandenarbeit in Deutschland und liest sie auch aus katholischer Perspektive, kritisiert von daher jene katechetischen Konzepte, die am adressatenorientierten Vermittlungskonzept der Tradition orientiert sind. Demgegenüber verorten die Studie wie auch Gronover die Katechese in der Differenz von Gesellschaft und Kirche, in der der Dienst an der Zivilgesellschaft gegenüber der Tradition eine Autorität gewinnt, die den Inhalten der Tradition erst lebensbedeutsame Wirkung zukommen lässt.

Monika Scheidler profiliert den Weltzusammenhang, der mit Migrationsfamilien für die Gemeinde gegeben ist. Diese Familien sind mit ihren spezifischen Erfahrungen, mit ihrer Integrationsbereitschaft, ihren sozialen Ressourcen und ihren Belastungen qualifizierte Orte der Vertrauensbildung. Wenn Kinder und Eltern mit Migrationshintergrund außerdem mit Mehrheitsangehörigen gut vernetzt sind, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wechselseitige Integration gelingt und entgrenzende Sozialkompetenz erworben wird. Dazu können auch und gerade Gemeinden mit ihren katechetischen Angeboten entscheidend beitragen.

Christoph Knoblauch diskutiert die Momente einer Kindertheologie auf dem Hintergrund einschlägiger Publikationen und leistet damit einen Beitrag auch zum genauen Verständnis dessen, was man, analog dazu, unter Familientheologie zu verstehen hat, aber auch welche Bedeutung die Kindertheologie in Familie und Gemeinde einnehmen darf.

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